11.09.2017 - 2017.RRGR.559
Étape:Propositions cantonales

Der Regierungsrat wird beauftragt,

1. im Berner Oberland einen Standort für ein digitales Dorf zu suchen

2. zusammen mit Partnern aus Wirtschaft und Bildung ein Projekt für ein digitales Dorf auszuarbeiten

3. die Finanzierung des Projekts über das bestehende Budget der Wirtschaftsförderung abzuwickeln

Begründung:

Der Kanton Bern ist in seiner Grundstruktur sehr unterschiedlich aufgestellt. So hat es etwa die wirtschaftlich prosperierende Achse Thun-Bern-Biel und die damit verbundenen Gemeinden. Zum anderen besteht der Kanton auch aus Berggebieten, die einem Strukturwandel unterliegen. Sowohl Landwirtschaft als auch Tourismus stehen unter Druck. So ist denn auch in diesen Gebieten ein schwächeres Bevölkerungswachstum festzustellen, und die wirtschaftliche Entwicklung ist ebenfalls nicht so stark, wie in der genannten Achse. Dies ist insbesondere auf die Verkehrsanbindung und die Bildungsstandorte zurückzuführen. Beides ist in den Zentren besser bzw. konzentrierter vorhanden. Längerfristig führt die Situation zu einer sich steigernden Ungleichheit und damit verbundene Transferkosten. Alleine mit Infrastrukturbauten und Subventionen in den Tourismus und in die Landwirtschaft lässt sich dieser Umstand nicht stoppen. Deshalb muss nach Alternativen geschaut werden, wie im Berner Oberland neue Businessoptionen geschaffen werden. Neben den oben genannten strukturellen Problemen bietet das Berner Oberland jedoch auch Einzigartiges. So ist die Berglandschaft weltberühmt und bietet eine einmalige Ruhe und Luftqualität. Dies muss die Grundlage sein, um neue Optionen zu prüfen. Mit der Digitalisierung bietet sich eine solche. So wird in gewissen Branchen das Arbeiten immer ortsunabhängiger. Weshalb also nicht die Chance nutzen und versuchen, Unternehmungen und/oder Teile davon in einem konzentrierten Ort im Berner Oberland anzusiedeln. Dazu würde ebenfalls eine Kooperation mit Bildungsinstitutionen, die Seminarräume oder gar Institute aufbauen könnten, sinnvoll sein, sind solche Standorte doch nachweislich Innovationstreiber. Insbesondere im digitalen Bereich ist der Wettbewerb im Zusammenhang mit guten Arbeitskräften stark vorhanden. Städte, wie etwa Zürich, können mit der ETH, ihrem kulturellen Angebot und der Infrastruktur punkten und so Unternehmungen oder Teile davon ansiedeln. Ein solches USP haben wir im Berner Oberland auch: Die einmalige Landschaft. Was jedoch fehlt, ist der Umstand, diese als marktrelevanten Faktor zu nutzen und mit Bildung und Business zu kombinieren. Die Realisierung eines digitalen Dorfes würde notabene der lokalen Wirtschaft und Gesellschaft ebenfalls zuträglich sein. So würden sicherlich Gewerbebetriebe wie Bäckereien, Restaurantbetreiber und Bauunternehmungen profitieren, durch Zuzügler aber auch Schulen und Sportvereine. Nun stellt sich die Frage, weshalb die Wirtschafts- und Bildungsinstitutionen noch nicht selbst ein solches Projekt lanciert haben. Und genau hier kommt die Rolle des Kantons Bern ins Spiel. Wie bei vielem braucht es einen Initiator für Ideen. Jedoch auch eine gewisse zu erreichende kritische Masse. Ein solches Projekt kann nur funktionieren, wenn ein Brand «Digitales Dorf» aufgebaut wird und sich in diesem die Infrastruktur, digitales Netz, Hotellerie, Firmengebäude, Schulungsgebäude, Restaurants und dergleichen mehr kumulieren. Es müssen demnach mehrere Akteure zusammengebracht werden, damit die Idee zum Fliegen kommt. Dazu braucht es den Kanton Bern. Er muss Akteure lokalisieren, an einen Tisch bringen und mit diesen zusammen und bedürfnisorientiert anfangen, ein Projekt auszuarbeiten. Dazu gehören Unternehmungen, die Universität Bern und die Berner Fachhochschule. Damit dieses Projekt kostenneutral zum ordentlichen Budget vollzogen werden kann, soll das Geld für die Ausarbeitung des Projekts und die Suche nach einem digitalen Dorf aus der Wirtschaftsförderung kommen, die der Kanton ohnehin verrichtet.