Themen: Bildung, Presse, Schulen


MEDIENMITTEILUNG
DER PARLAMENTARISCHEN GRUPPE DIGITALE NACHHALTIGKEIT

Die Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen weist auf die nachteiligen Bedingungen hin, welche das auf Schulen ausgerichtete Microsoft-Angebot «Live@edu» besonders in Bezug auf Datenschutz und Lieferanten-Abhängigkeiten mit sich bringt. Die Fachstelle empfiehlt daher einen Verzicht auf Microsoft-Produkte und eine Förderung von Open Source Software. Nationalräte der Parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit begrüssen diesen Entscheid.

Die neue erschienene Empfehlung der Schweizerischen Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen hält fest:

«Die Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen, educa.SFIB, kommt nach eingehender Prüfung zum Schluss, dass das neu ausgestaltete Microsoft School Agreement wegen seiner Verknüpfung mit dem Microsoft Live@edu Angebot für die Schulen gravierende Nachteile mit sich bringt. Aus diesem Grund empfiehlt educa.SFIB allen Entscheidungstragenden in IT- und ICT-Fragen an Schulen, auf den Erwerb oder die Erneuerung von Lizenzen für Produkte von Microsoft im Rahmen eines School Agreements zu verzichten und schrittweise auf schlanke IT-Infrastrukturen und freie Software zu setzen. Dazu bauen educa.SFIB und educa.ch ein geeignetes Unterstützungsangebot auf.»

Als besonders stossend erachtet educa.SFIB Microsoft’s Sammlung von Schülerdaten, die klar gegen das Datenschutzgesetz verstösst:

«Zustimmungserklärung: Mit der Zustimmungserklärung wird Microsoft ausdrücklich ermächtigt, persönliche Schülerdaten (‚Name, E-Mail-Adresse, Telefonnummer, Postanschrift usw.‘) auf Vorrat zu sammeln, zu benutzen und bekannt zu machen und selbst nach einer allfälligen Kündigung des Vertrags durch die Schule diese Schülerdaten auf individueller Basis weiter zu bewirtschaften. Diese Bestimmungen verstossen klar gegen das Datenschutzgesetz. Microsoft wird dazu ermächtigt, Schülerdaten ins Ausland zu transferieren, wo die Daten ‚gespeichert und weiterverarbeitet werden‘ dürfen. Damit tritt die Schule die Kontrolle über ihre Schülerdaten an Microsoft ab, was in klarem Widerspruch zur Datenschutzgesetzgebung steht. Die Daten werden von der externen Firma ‚Helliwood‘ erhoben, gespeichert und dann an Microsoft weiter geleitet. Über die weitere Verwendung (oder Vernichtung) von Daten, die von Helliwood ‚gespeichert‘ werden, gibt die Vertraulichkeitserklärung keine Auskunft.»

Als Alternative zu Live@edu empfiehlt educa.SFIB Schweizer Schulen den Wechsel von proprietärer Software auf Open Source Software und steht diesbezüglich auch unterstützend zu Seite unter anderem mit dem neuen, Linux-basierten USB-Lernstick.

Diese Entwicklung wird von Mitgliedern der Parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit begrüsst wie Ko-Präsidentin Edith Graf-Litscher festhält: «Ich finde es bedenklich, dass eine amerikanische Firma wie Microsoft an Schülerdaten von Schweizer Kindern und Jugendlichen gelangen will.» Nationalrat und Ko-Präsident Christian Wasserfallen fügt an: «Wir begrüssen den Entscheid von educa.SFIB verstärkt auf Open Source Software zu setzen, die besonders für den Bildungsbereich das Potential mit sich bringt die Chancengleichheit zu fördern, Kosten zu sparen und Innovationen zu stimulieren.»

Nachtrag 23. März 2010

Aufgrund eines bei inside-it.ch zitierten Schreibens von Microsoft an educa.ch und die Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit vom 19. März 2010 hat educa.ch heute, 23. März 2010, folgenden offenen Brief an Microsoft gesendet: „Offener Brief als Antwort auf Ihr Mail vom 19. März 2010“

Sekretariat Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit

Swiss Open Systems User Group /ch/open, Postfach 2322, 8033 Zürich, www.digitale-nachhaltigkeit.ch
Dr. Matthias Stürmer, matthias.stuermer@ch-open.ch, +41 76 368 81 65

Medienreaktionen

4 Kommentare

  • bravo! der open-source gedanke ist einfach gut fuer unsere kinder und deren eltern. verzichten wir auf raubkopien und fordern unsere kids auf, den open source gedanken aufzugreifen und mitzumachen. die software zu verändern und anderen zur verfügung zu stellen, in china, in schweden und sonst wo – in allen himmelsrichtungen. lizenzkosten müssen nicht sein, aber wenn man einen experten auf einem gebiet braucht – z.b. ein wissen das sich ein kind heute mit opensource erarbeitet und über jahre immer weiter vertieft – dann soll es auch für seine arbeit – später als experte – entsprechend bezahlt werden. kinder brauchen keine software-fesseln. sie brauchen möglichkeiten der entfaltung und des miteinanders. uwe geercken

  • Auf diesen Moment haben wir lange gewartet!

    Schön, dass educa sich so klar äussert. Was nun noch fehlt ist die eigentliche Verbreitung dieser Presse Meldung und deren Umsetzung!-

    Das wird leider bei vielen Lehrkräften auf Ablehung stossen! Wir erwarten aber, dass auch der LCH klare Richtlinien definiert zur Umstellung und diese zügig an die Hand nimmt! Bis jetzt war das Gegenteil der Fall!

    Lehrkräfte, die das Fach „Einführung in Office/Informatik“ unterrichten, sollen den SchülerInnen zwingend Openoffice/Picasa/Gimp etc. zeigen. Unterricht soll die SchülerInnen unabhängig von proprietärer Software machen und sie nicht das lernen, was sie nachher auch für zu Hause noch teuer kaufen müssen!
    KMU und SteuerzahlerInnen werden `s verdanken!
    Wussten Sie übrigens, dass in unserem Quartier 3/4 der Leute zu Hause UND in Ihrem Betrieb mit Opensource arbeiten! Auch dieses Argument zieht nicht mehr!

  • […] immer noch die zunehmende Abhängigkeit von Microsoft.» Er kann auf prominenten Rückhalt zählen: Die «Parlamentarische Gruppe digitale Nachhaltigkeit» hat die Kritik der SFIB ausdrücklich begrü… – die Gruppe wird präsidiert von den Nationalräten Christian Wasserfallen (fdp.) und Edith […]

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