Bild: Carlo Schneider / Solothurner Tagblatt
Bild: Carlo Schneider / Solothurner Tagblatt

Themen: Kt. Solothurn, Presse


Der Kanton Solothurn nimmt unter den Schweizer Kantonen mit eine Vorreiterrolle ein: seit einem politischer Beschluss im Jahre 2001 setzt Solothurn konsequent auf das Freie Betriebssystem Linux. Erfahrungsberichte wie jener an der letzten Berner OpenExpo (PDF, Video) stossen auf breites Interesse und grosses Lob.

Im Zuge der aktuellen Debatte um Open Source in der öffentlichen Verwaltung erhielten am 13.05.2009 im Solothurner Tagblatt kritische Stimmen Gehör, neben frustrierten Anwendern auch oppositionelle Lokalpolitiker. Im Artikel «Kritik an der Pinguin-Strategie» (daraus: die köstliche Karikatur oben) beschreibt Philippe Müller vom Solothurner Tagblatt die Situation wie folgt:

«Eigentlich hätte der niedliche Pinguin die Herzen der Mitarbeiter der kantonalen Verwaltung im Sturm erobern sollen. Das Gegenteil ist eingetreten: Der Pinguin, Symbol des Computer-Betriebssystems Linux, tanzt vielen auf der Nase herum und raubt ihnen den letzten Nerv.»

Laut Angaben des kantonalen Chefs Finanzkontrolle wird der Solothurner Linux Einsatz nun zum ersten mal Teil des internen Revisionsprogramms – auf dessen Beurteilung der kurz- und langfristigen finanziellen Folgen der Migration darf man gespannt sein. Auf die sich anonym organisierenden frustrierten Anwender gibt auch der Solothurner Journalist nicht viel: derlei Klagen dürften bei jeder Veränderung gewohnter Arbeitsumgebungen dazu gehören.

Wenige Tage darauf erschien gleichenorts ein weiterer anekdotischer Bericht, betitelt «Wieder Ärger mit dem Pinguin». Zitat:

Das umstrittene kantonale Computerbetriebssystem (sic) Linux hätte beinahe dazu geführt, dass sich die Solothurner Staatsanwaltschaft als Organisatorin der Tagung blamiert hätte: Für die geplanten Powerpoint-Präsentationen stand ihr offenbar kein Microsoft-kompatibler Laptop zur Verfügung, wie aus gut informierter Quelle zu erfahren war. (..)
Doch bevor der Linux-Pinguin den illustren Gästen aus der Justiz auf der Nase herumtanzen konnte, sprang die Solothurner Kantonspolizei (Kapo) ein: Sie lieh der Staatsanwaltschaft einen Laptop aus, der auf Windows läuft. Problem gelöst – in diesem Fall.

Damit weisst der Artikel -leider nur implizit- auf den durchaus Besorgnis erregenden Umstand hin, dass in den betroffenen Fachstellen offenbar eine frappierende Abhängigkeit von proprietären Dateiformaten besteht, die gemäss Artikel nur von der Software eines einzigen Herstellers gelesen werden kann – ein nachhaltiger Zustand ist dies kaum, entsprechend hätten dem Bericht des Tagblatts Hinweise auf das internationale standardisierte Open Document Format oder die Open Source Büroautomations-Suite OpenOffice.org durchaus gut getan.

Quellen:

Artikel «Kritik an der Pinguin-Strategie»
Artikel «Wieder Ärger mit dem Pinguin»

1 Kommentar

  • […] Linux-Migrationen erregen die Gemüter, wie bereits mehrfach aufgezeigt wurde in der Vergangenheit. Sei es München, das Bundesgericht oder der Kt. Solothurn, überall wissen Gegner der Open Source Migrationsprojekte angeblich sehr genau Bescheid, dass die Vorhaben wegen welchen Gründen auch immer gescheitert sind. Ab und zu sind es auch Medien, die einseitig gefärbte Artikel veröffentlichen. Im jüngsten Beispiel schrieb die Aargauer Zeitung einen Bericht über die Linux-Migration des Kantons Solothurn mit dem verfänglichen Titel „Steht Linux kurz vor dem Aus?“ (kommentiert in inside-it.ch) […]

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