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Laut der Berner Zeitung will die Bundesverwaltung nun auch Windows 7 einführen. Nach der bereits skandalösen Software-Beschaffung in der Höhe von CHF 42 Millionen bei Microsoft manövriert sich der Bund in ein weiteres Informatik-Chaos. Mitglieder der Parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit sind enttäuscht, denn sie erwarten von den Bundes-Informatikern einen nachhaltigen Umgang mit digitalen Gütern.

Wie es dem Geschäftsmodell von Herstellern proprietärer Software entspricht, werden in regelmässigen Abständen neue Versionen von Software-Lösungen hergestellt um sie den Kunden als Update zu verkaufen. So ist es auch bei Microsoft zu erwarten gewesen, dass Windows Vista nicht die letzte Version des Microsoft-Betriebssystems sein würde. Nichtsdestotrotz hat der Bund bereits vor drei Jahren den Wechsel auf Windows Vista angekündigt unter dem Vorsatz Doppelspurigkeiten zu vermeiden.

Leider ist dies nicht gelungen. In Kürze ist anzunehmen, dass durch die lange Dauer des Vista-Migrationsprojekts in der Bundesverwaltung bald auch Windows 7 und damit noch eine weitere Windows-Version im Einsatz ist. Ob mit dieser uneinheitlichen Desktop-Umgebung dann wie erhofft jährlich CHF 15 Millionen eingespart werden können ist fraglich.

Edith Graf-Litscher, SP-Nationalrätin und Ko-Präsidentin der Parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit ist enttäuscht: «Überall muss gespart werden. Im Informatikbereich der Bundesverwaltung wird genau das Gegenteil gemacht. Jetzt werden mindestens vier Windows-Versionen in der Bundesverwaltung im Gebrauch sein: Windows 2000, Windows XP, Windows Vista und Windows 7. Wenn es so weitergeht, wird die Bundesverwaltung nie den Synergie-Effekt eines einheitlichen Systems haben, weil sie kontinuierlich upgraden muss, was mit sehr hohen Kosten verbunden ist.»

Eine nachhaltige Alternative wäre der verstärkte Einsatz von Open Source Software. Deren Upgrade-Zyklen sind von Natur aus stärker auf die Bedürfnisse der Anwender ausgerichtet. Die Freiheit und Unabhängigkeit von Open Source Benutzern verhindert, dass sie von Software-Lieferanten auf neue Versionen gezwungen werden können. Auch werden Open Source Lösungen typischerweise regelmässiger aber in weniger drastischen Schritten erneuert, sodass die Aktualisierungen sanfter und ohne grosse ‚Hauruck‘-Migrationsprojekte durchgeführt werden können. Deshalb würden die kurzfristig anfallenden Wechselkosten von proprietärer Software auf Open Source Software durch die langfristigen Kosteneinsparungen der künftigen Updates kompensiert werden und eine digital nachhaltige Informatik-Umgebung könnte geschaffen werden.

Dieser Überzeugung ist auch Walter Donzé, EVP-Nationalrat und Gründungsmitglied der Parlamentarischen Gruppe: «Die öffentlichen Verwaltungen werden mit Steuergeldern geführt. Da lässt sich schon schauen, ob man sich langfristig an einen Software-Lieferanten binden will oder ob man nicht besser Open Source Software und offene Standards verwendet und sich damit Handlungsspielraum verschafft.»

Medienspiegel

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