Themen: Bildung


log_educa_guidesDie Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen (SFIB) von educa.ch hat das „Whitepaper Förderung von OSS an Schweizer Schulen“ veröffentlicht, in dem Argumente und Überlegungen zu Open Source Software im Bildungsbereich erläutert sind. Ausserdem hat die SFIB die Ergebnisse einer Umfrage bei den ICT-Fachstellen der Kantone veröffentlicht. Daraus wird ersichtlich, dass das Interesse und die positive Einstellung gegenüber Open Source hoch sind. Am gestrigen Netzwerkanlass zu Open Source und Schulen wurden zahlreiche Aktivitäten und Lösungsansätze präsentiert.

Im neuen Whitepaper über die Förderung von Open Source Software (OSS) an Schulen erläutert die SFIB, weshalb insbesondere Schulen Open Source Software nutzen sollten:

Die SFIB erachtet es als wichtig und richtig, dass die Schule den Kindern im Bereich der Medienbildung nicht in erster Linie Produktwissen vermittelt, sondern ihren Auftrag auch darin sieht, unterschiedliche Konzepte und Alternativen zu gängigen Lösungen aufzuzeigen. Im Bereich Programme gehört dazu die Auseinandersetzung mit Open Source Software (OSS). Diese fördert einerseits die Flexibilität der Schülerinnen und Schüler, erweitert andererseits die ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und Wahlfreiheit und stärkt das unabhängige und selbstständige Denken und Handeln.

Der Grundgedanke der OSS-Bewegung (Software als freie, digitale Ressource) ist wiederzufinden in der Bewegung zur Open Education (Wissen ist freies Gut) und fördert die Entwicklung freier Software und freier Wissensgüter. Open Educational Resources (OER) zeichnen sich dadurch aus, dass sie frei austauschbar und zugänglich sind für alle. Dazu müssen sie in Formaten bereitgestellt werden, die offene Standards respektieren, so dass sie mit Open Source Software gelesen und idealerweise auch bearbeitet werden können. Insofern ist OSS als kostenlos verfügbares und frei weiterentwickelbares Lehr- und Lernmittel zu sehen. Die Software-Kopien können aufgrund der Open Source-Lizenzen problemlos an die Schülerinnen und Schüler mit nach Hause gegeben werden (keine Kopier- und Lizenzprobleme).

Es ist eine bildungspolitische und gesellschaftliche Aufgabe (Beitrag zur Chancengleichheit, Reduktion des digitalen Grabens, Unabhängigkeit) dafür zu sorgen, dass die Wissensbasis nicht kommerzialisiert wird durch das Wirken von Firmen proprietärer Software, insbesondere nicht bei Lernsoftware und kommerziellen Bildungsangeboten.

Da im OSS-Bereich nicht in erster Linie Verhandlungen über Lizenzen geführt werden müssen, sieht die SFIB in Zusammenarbeit mit interessierten ICT-Fachstellen ihre Handlungsmöglichkeiten vor allem darin, Empfehlungen und Rahmenvereinbarungen für Implementierungs-, Migrations- und Supportservices aus-zuarbeiten sowie Weiterbildungsangebote für Lehrpersonen im methodisch/didaktischen Bereich zu fördern (evtl. PR-Anstrengungen zur breiteren Akzeptanz von OSS bei Schülerinnen und Schülern, aber auch bei Lehrpersonen und Eltern).

Die SFIB führte ausserdem im Herbst 2013 eine Umfrage bei den ICT-Fachstellen durch. Diese sollte einen Überblick über die aktuelle Situation betreffend Open Source Software an den Schulen schaffen und die relevanten Themen für einen Netzwerkanlass identifizieren. Die SFIB hat nun die Zusammenfassung der Resultate sowie die detaillierten Auswertungen auf ihrer Website „Open Source Software an Schweizer Schulen“ veröffentlicht.

Ausserdem fand gestern ein ganztägiger Netzwerkanlass von educa.ch statt, an dem Nationalrätin Edith Graf-Litscher sowie Fachexperten über das Thema Open Source und Schulen referierten. Alle Folien sind auf der educa.ch Website veröffentlicht.

6 Kommentare

  • Sie finden alles zu OSS an Schulen auf dem freien Bildungsportal http://www.education-suisse.org der Drehscheibe von vielen OSS Bildungsprojekten. Wir arbeiten seit 2005 täglich mit OSS und bilden Sie gerne dazu weiter. Die kleinen feinen Unterschiede machen den Umstieg nicht immer einfach, aber nach einer Umstellung werden auch Sie Freude erhalten an OSS.

  • Freie und quelloffene Software für die Bildung ist nur die Spitze des Eisberges. Wenn wir zulassen, dass in Spitälern, auf unseren Straßen (in Autos), in der Landesverteidigung, in der Grundversorgung (Strom/Wasser) und in öffentlichen Ämtern geschlossene und nur durch wenige (evtl. sogar nur durch ausländische Firmen) einsehbare bzw. modifizierbare Software eingesetzt wird, so verlieren wir die Kontrolle über die Maschinen, unsere Freiheit und unsere Unabhängigkeit schneller als uns lieb ist.

    Vor allem im Bereich Sicherheit sollten wir das alte Sprichwort beherzigen: Nur Software, welche offengelegt wird, kann sich wirklich sicher nennen (Dies ist übrigens in der Verschlüsselung (HTTPS etc.) schon lange der Fall).
    In diesem Sinne ist FOSS an den Schulen sicher erwünscht (besten Dank an die SFIB), jedoch in oben genannten sicherheitsrelevanten Bereichen sollte die Politik (und da meine ich uns als Souverän mit eingeschlossen) unbedingt ein Auge auf die Entwicklung haben.

  • Durchsucht man den neuen educa.ch Auftritt im Feb 2017 nach konketen Tipps zu Opensource und frei zugänglichen Unterrichtsportalen sucht man vergeblich, ich finde das skandalös. Vor Jahren schon haben sich die in der Praxis bewährten Unterrichtsportale gewehrt und wurden dann zumindest am Rand versteckt aufgeschaltet. Heute nun findet man die frei zugänglichen Materialien gar nicht mehr – wer setzt sich von euch PolitikerInnen dafür ein, dass die Portalen wieder zu sehen sind auf educa.ch
    Es gibt etliche gute Portale neben zebis.ch siehe die besten auf http://www.userlearn.ch/toplinks

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