Themen: Bundesverwaltung, Öffentliche Beschaffung, Open Source, Vorstoss


Das neue Content Management System (CMS) des Bundes hat schon mehrfach zu Stirnrunzeln geführt. Bereits 2013 hat Balthasar Glättli eine Anfrage bezüglich der Java-Vorgabe der CMS-Ausschreibung gestellt, da dies zahlreiche CMS-Lösungen unnötigerweise ausgeschlossen hat. Zahlreiche Medien (20min, NZZ, Handelszeitung, inside-it.ch etc.) und auch Politiker kritisierten 2014 die CMS-Vergabe für bis zu 150 Millionen Franken. Und dieses Jahr wurde durch Schweizer Radio und Fernsehen SRF ein Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle EFK publik, dass mehrere Millionen verloren gingen, weil sich BIT und VBS bei der CMS-Beschaffung nicht koordiniert hatten und es nun zu einer doppelten Beschaffung des gleichen Produkts beim gleichen Anbieter kam.

Nun hat Balthasar Glättli vor einer Woche eine Interpellation zur Umsetzung der CMS-Einführung gestellt. Dabei wird vor allem kritisiert, dass mit dem proprietären Produkt Adobe Experience Manager (AEM) eine teure Einheitslösung eingeführt wird, obwohl in zahlreichen Ämtern gut und günstig funktionierende Open Source CMS im Einsatz stehen:

Content Managment Systeme (CMS) beim Bund – Wettbewerb und günstige OpenSource CMS oder teure Einheitslösung?

Der Bundesrat wird um Auskunft zu den folgenden Fragen geben:

  1. Wie viele unabhängige Websites führt der Bund?
  2. Warum will der Bund ein einziges, grosses CMS (Adobe AEM) für alle Websites des Bundes einführen, obwohl die Einproduktestrategie den eigenen Zielen widerspricht?
  3. Wie teuer sind die Lizenzgebühren für AEM für eine einzige, neue Website?
  4. Welche Lizenzgebühren gehen heute bzw. in Zukunft total an Adobe für AEM?
  5. Welche Ämter setzen heute welches CMS ein?
  6. Weshalb gab es einen mehrmaligen undurchsichtigen Wechsel bei der CMS-Weisung A007 des ISB?
  7. Welche Probleme bestehen bei der Einführung des neuen CMS Bund?
  8. Welche internen und externen Kosten fallen bei der CMS-Migration auf AEM für die Bundesverwaltung an?
  9. Welche Bundes-Stellen tragen die Migrationskosten von heute voll funktionsfähigen Websites auf AEM?

Begründung:

Gemäss Medienberichten fand 2013 eine CMS-Ausschreibung durch das BIT und kurz danach eine weitere CMS-Ausschreibung durch das VBS statt. Die Festlegung auf eine Programmiersprache wurde bereits in der Anfrage 13.1021 thematisiert. Beide Male erhielt die gleiche Firma mit dem proprietären Produkt Adobe Experience Manager (AEM) den Zuschlag. Diese Doppelspurigkeit verursachte Kritik bei der Prüfung durch die EFK.

Seit 10 Jahren postuliert die Open Source Strategie des Bundes die Standardisierung auch einer günstigen CMS-Lösung. Diese Mehrproduktestrategie soll „mehr Auswahlmöglichkeiten und mehr Wettbewerb“ bringen.
Gemäss Standard A007 des Informatiksteuerungsorgan des Bundes (ISB) waren seit 2006 bis vor kurzem dennoch ausschliesslich die proprietären Produkte Imperia und Communiqué zugelassen.
Anfang 2015 wechselte der Standard A007 zuerst auf das Einzelprodukt AEM, dann auf die alte Version der Standardisierungsweisung. Gemäss der neusten Version 2.0 des Standards ist aktuell nur noch das Produkt AEM zugelassen. Dieses Hin und Her auf der Website des ISB geschah intransparent ohne ersichtlichen Grund.

Aus dem Bedürfnis heraus, kostengünstige und unkomplizierte CMS zu verwenden, haben die Departemente WBF und EDA Open Source CMS wie TYPO3 oder WordPress eingeführt, setzen diese lizenzkostenfreien CMS seit Jahren produktiv ein und würden weiterhin mit diesen günstigen Lösungen arbeiten wollen. Warum sollten diese nicht weiterentwickelt werden dürfen, sondern auf eine teurere Einheitslösung migriert werden müssen?

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