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Schweizerische Eidgenossenschaft

Themen: Bundesverwaltung, Kt. Basel-Stadt, Microsoft, Presse


OFFENER BRIEF AN DEN BUNDESRAT
Bern, 17. Februar 2010

Sehr geehrte Frau Bundespräsidentin
Sehr geehrte Damen Bundesrätinnen
Sehr geehrte Herren Bundesräte

In den kommenden Tagen müssen Sie entscheiden, ob vier Ihrer Departemente Windows Vista oder besser Windows 7 einführen sollen. Unserer Meinung nach ist diese Wahl in jedem Fall problematisch. Nachdem bereits über 40 Millionen Franken für den Wechsel auf Windows Vista ausgegeben wurden, steht jetzt wegen den grossen Verzögerungen schon wieder die nächste Version des Microsoft Betriebssystems zur Auswahl. Bis die Migration auf Windows 7 abgeschlossen sein wird, ist wiederum eine neue Windows-Ausgabe erhältlich – und die Bundesverwaltung befindet sich weiterhin in dem goldenen Käfig der proprietären Software. Sind die neuen Windows-Versionen mit relativ kleinem Mehrwert wirklich die Dutzenden von Millionen Franken wert? Und wollen Sie sich tatsächlich von einem amerikanischen Software-Konzern die Schweizer Informatik-Strategie diktieren lassen?

Wir sind der Auffassung, dass die öffentliche Verwaltung einen besonneneren und nachhaltigeren Umgang mit digitalen Gütern wie Software entwickeln sollte und nicht gleich auf jeden Marketing-Hype der Technologie-Branche aufspringen müsste. Ein Weg, diese sogenannte Digitale Nachhaltigkeit zu erreichen und dadurch künftige Windows-Debakel zu verhindern, wäre der vermehrte Einsatz von Open Source Software und offenen Standards in der Bundesverwaltung. Dadurch könnte vermieden werden, dass in wenigen Jahren eine nächste, teure Hauruck-Migration notwendig ist.

In dem mittels Förderung von Open Source Technologien Abhängigkeiten von Software-Firmen verringert werden, erhält die Informatik der Bundesverwaltung mehr Freiheit ihre Software-Aktualisierungsstrategie selber zu bestimmen. Ausserdem sind Open Source Betriebssysteme wie Linux modularer aufgebaut und können dadurch sanfter erneuert werden als proprietäre Systeme – diese werden nicht zuletzt in werbemässig aufgebauschten Schritten aktualisiert, weil darauf das Geschäftsmodell der Software-Hersteller basiert.

Im Sinne einer digital nachhaltigen Bundes-Informatik möchten wir Sie deshalb bitten eine nationale Open Source Förderungsstrategie unter anderem mit folgenden Umsetzungsmassnahmen zu erarbeiten:

  1. Bevorzugung von Informatik-Lösungen basierend auf Open Source Software und Open Standards (siehe auch Open Source Förderungsstrategie von Grossbritannien)
  2. Die Schaffung eines Kompetenzzentrums für Open Source Technologien (siehe Motion 09.3680 «Open-Source-Kompetenzzentrum»)
  3. Studien über das direkte und indirekte Sparpotenzial von Open Source Software zu lancieren (siehe Interpellation 09.3584 «Studie über Open Source. Alternativen für die öffentliche Verwaltung»)
  4. Ein Pilot-Versuch mit Linux-Arbeitsplätzen wie der Kanton Basel-Stadt geplant hat (siehe Pressemitteilung des Regierungsrats vom 11.02.2010 zur neuen Open Source Strategie)

Mit erwartungsvollen Grüssen,
die Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit,

Ko-Präsidentin und Ko-Präsident
Edith Graf-Litscher und Christian Wasserfallen,

Gründungsmitglieder
Alec von Graffenried, Kathy Riklin, Thomas Weibel und Walter Donzé,

Mitglieder
Alexander Baumann, Barbara Schmid-Federer, Brigitte Häberli-Koller, Bruno Frick, Claude Janiak, Evi Allemann, Felix Gutzwiller, Francine John-Calame, Geri Müller, Hans Altherr, Ignazio Cassis, Lieni Füglistaller, Liliane Maury Pasquier, Luc Recordon, Marianne Kleiner, Peter Malama, Ruedi Aeschbacher, Sep Cathomas und Simonetta Sommaruga

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